R. Pfeilschifter, Der Kaiser und Konstantinopel. Kommunikationund Konfliktaustrag in einer spätantiken Metropole (Millennium-Studien 44). Berlin/Boston
2013
Zwischen 395 und 624 residierte der Kaiser des Ostens
ununterbrochen in Konstantinopel. Er reiste nicht mehr durchs Reich, er führte
keine Armee in den Krieg, er verließ die Stadt nicht weiter als eine
Tagesreise. Konstantinopel war ohne das Kaisertum undenkbar, aber ebenso war
der Herrscher auf die Stadt angewiesen. Ein römischer Kaiser konnte nämlich,
anders als ein Erbmonarch der Neuzeit, Macht und Leben an einen Usurpator
verlieren, seine Stellung blieb stets prekär. Daher musste er immer wieder um
die Unterstützung der Einwohner Konstantinopels werben, sie um jeden Preis
behaupten - und manchmal doch erfahren, dass er sie verlor. Geschah das, war
sein Sturz unvermeidlich. So war der Kaiser eingebettet in ein komplexes Netz
sozialer Beziehungen. Er benötigte die Akzeptanz von Armee, Volk, Geistlichkeit
und Eliten. Ihren Bedürfnissen kam er nach, indem er ihre Anliegen in der Sache
befriedigte oder den Status der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen durch
angemessenes rituelles, gestisches und verbales Handeln anerkannte. Das Buch
analysiert diese Prozesse gesellschaftlicher Interaktion, es zeigt, wie der
Kaiser Kaiser blieb. So entsteht ein neues Bild des soziopolitischen Systems
Konstantinopels und des spätantiken Reiches insgesamt.
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