Stefan Burkhardt, Mediterranes Kaisertum und imperiale
Ordnungen: Das lateinische Kaiserreich von Konstantinopel (Europa im Mittelalter 25), Berlin 2014
Das lateinische
Kaiserreich von Konstantinopel war eine der interessantesten
Kreuzfahrerherrschaften. Unter maßgeblicher Mithilfe der mächtigen
Seehandelsstadt Venedig wurde die alte Kaiserstadt Konstantinopel auf dem
Vierten Kreuzzug erobert und geplündert. Zugleich entstand hier am Bosporus ein
lateinisches Kaiserreich, das sich vergeblich bemühte, den alten Glanz des
byzantinischen Reiches weiterzuführen. Der Band analysiert am Beispiel des
lateinischen Kaiserreichs von Konstantinopel erstmals die Wechselwirkung
zwischen Konzeptionen kaiserlicher Herrschaft und großräumigen
Herrschaftsverbünden im östlichen Mittelmeerraum des 13. Jahrhunderts im
synchronen und diachronen transkulturellen Vergleich.
Kaiserlicher
Herrschaft ist hinsichtlich Anspruch und Verantwortlichkeitsbereichen
großräumige königliche Herrschaft. Möglicherweise ist die Kombination von
höchsten theoretischen Ansprüchen und reellem Pragmatismus ihr zentrales
Kennzeichen. Im Mittelpunkt der Analyse steht der Typus des mediterranen
Kaisertums, der sich durch die Eigenschaft Multiplizität auszeichnet und durch
die Notwendigkeit, sich intensiv mit anderen Kulturen und anderen
monotheistischen Religionen auseinanderzusetzen.
Um das
komplizierte Wechselspiel von Handel, Religion und Politik bei der Genese und
Ausgestaltung großraumüberspannender Herrschaft analysieren zu können, greift
die vorliegende Arbeit auch auf die Denkfigur der imperialen Ordnung zurück.
Der Vorteil dieses Forschungsdesigns liegt darin, die hochkomplexe Realität des
Mittelmeerraums diachron und synchron besser als mit ‚Reichskonzeption‘ fassen
zu können. Die Untersuchung des lateinischen Kaiserreiches zeigt, dass
religiöse und kulturelle Differenzen im Bereich des ehemaligen byzantinischen
Reiches als ausschlaggebend für den unterbliebenen Aufbau einer imperialen
Ordnung angesehen werden können.
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