Almut Höfert, Kaisertum und Kalifat. Der imperiale Monotheismus im Früh- und Hochmittelalter,
Frankfurt - New York 2015, 645pp.
»Trennung von Staat und Kirche im Okzident« versus
»Verschmelzung von Politik und Religion in Byzanz und im Islam«: Mit diesen
Attributen beschrieb man bislang häufig die globalgeschichtlichen Unterschiede
zwischen Europa und dem Nahen Osten im Mittelalter. Almut Höfert wendet sich
gegen diese tradierte Vorstellung. In einem Bogen von der Spätantike bis zum
Hochmittelalter befasst sie sich mit der Frage, wie das moderne,
eurozentristische Konzept von Religion auf vormoderne Verhältnisse angewendet
werden kann. Ihre zentrale These lautet: Das römisch-byzantinische Kaisertum,
das umayyadisch-abbasidische Kalifat sowie die karolingisch-ottonische
Kaiserherrschaft und das Papsttum entwickelten das spätantike
Herrschaftsprinzip des imperialen Monotheismus in verschiedenen,
konfliktträchtigen Varianten weiter. Karl der Große erscheint in dieser
Perspektive nicht als der Begründer eines einzigartigen Europas, sondern – gemeinsam
mit den Kalifen – in der Tradition der Spätantike.
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